01_2017
"Misserfolg des neuen Alzheimer-Medikaments Solanezumab"

Alzheimer entsteht laut der Amyloid-Hypothese aufgrund der Bildung toxischer Ablagerungen (Amyloid-β-Plaques) im Gehirn. Diese Ablagerungen haben eine hoch schädliche Wirkung auf die Nervenzellen und sind der Hauptauslöser der Alzheimer-Krankheit. Menschen, die aufgrund genetischer Veranlagungen reduzierte Mengen an Amyloid produzieren, werden nie an Alzheimer erkranken, wohingegen Patienten mit vererbter Alzheimererkrankung sehr früh und mit absoluter Sicherheit erkranken. Diese Patienten bilden mehr aggregierendes Amyloid.  Die Bildung dieser Amyloid Ablagerungen (Plaques) beginnt bereits 10-20 Jahre vor dem Auftreten erster Alzheimer-Symptome wie Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen. Maßnahmen zur Wachstumshemmung von Amyloid Plaques bzw. deren Reduzierung bieten folglich einen vielversprechenden Angriffspunkt für eine Therapie gegen Alzheimer.

Sogenannte Antikörper-Therapien werden momentan gegen die Alzheimer-Krankheit getestet. Ein Antikörper, der sich gegen die Amyloid-β-Plaques richtet, kann die toxischen Eiweißablagerungen aus dem Gehirn von Alzheimer-Patienten lösen.

Solanezumab in Phase-3 einer Studie gescheitert

Ein experimenteller Wirkstoff (Solanezumab) gegen die Alzheimer-Krankheit ist ein Antikörper, der an lösliches Amyloid bindet und zur Erkennung und Beseitigung dieser Eiweiße durch das körpereigene Immunsystem beiträgt.

Solanezumab hat zuerst vielversprechende Ergebnisse bezüglich der Abnahme der Demenz-Symptome gezeigt, jedoch ist dieses Arzneimittel in der Phase-3 einer klinischen Studie gescheitert. Der Hersteller, das US-amerikanische Pharmaunternehmen Eli Lilly, hat vor kurzem mitgeteilt, dass Solanezumab die erhofften Ergebnisse, nämlich die Verlangsamung des Gedächtnisabbaus bei Alzheimer-Patienten, nicht gezeigt hat. Eine Zulassung für dieses Arzneimittel wird aus diesem Grund nicht beantragt werden. 

Deutet dieses Resultat auf ein Ende der Alzheimertherapie hin?

Der genaue Grund für den Misserfolg von Solanezumab ist uns nicht bekannt. Eins scheint jedoch klar zu sein: Im Gegensatz zu anderen Medikamenten wie Adecanumab von der Firma Biogen (siehe Artikel 5_2016 EinblickDemenz), die ausschließlich die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn angreifen, bindet Solanezumab nur an der löslichen Form von Amyloid. Da das Blut sehr hohe Mengen an löslichem Amyloid enthält, wird Solanezumab im Blutstrom vermutlich bereits abgefangen. Folglich können nur sehr begrenzte Mengen von Solanezumab in das Gehirn gelangen. Diese kleinen Mengen reichen jedoch nicht aus, um das verklumpte Amyloid im Gehirn ausreichend zu erreichen und die Alzheimer-Symptome zu verringern.
Der Misserfolg von Solanezumab dürfte somit an dem Design des Medikaments selbst liegen und stellt die Amyloid-Hypothese und die gesamte Alzheimerforschung keineswegs in Frage. Zudem hat der andere Antikörper (Adecanumab) bis jetzt durchaus hoffnungsvolle Ergebnisse geliefert. Diese sind der Öffentlichkeit voll zugänglich und wurden in höchst renommierten Journal Nature als Titelgeschichte publiziert.

Fachgespräch mit Prof. Dr. Dr. hc. Christian Haass

(Text: Dr. Fargol Mazaheri)

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