01_2015
"Die Alzheimer-Lüge - Eine Stellungnahme"

 

In unserem ersten Beitrag beschäftigen wir uns mit dem aktuellen Bestseller „Die Alzheimer-Lüge“ von Dr. Michael Nehls. In dem Buch werden Forschungsergebnisse der Alzheimerforschung aus den letzten Jahren zusammengefasst und interpretiert. Hierzu ein Kommentar von Prof. Dr. Dr. hc. Christian Haass, einem der führenden Demenzforscher in Deutschland.

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Die Alzheimer-Lüge - Eine Stellungnahme


In dem Buch „Die Alzheimer-Lüge“ verknüpft Dr. Michael Nehls viele bekannte Forschungsergebnisse miteinander und kommt zu dem Schluss, dass Alzheimer auf den Lebenswandel der modernen Gesellschaft zurückzuführen ist und daher schon jetzt ohne Medikamente heilbar ist.

Nun, ist Alzheimer eine Lüge? Wenn man sich die Anzahl der Patienten anschaut, allein 1,4 Millionen Menschen in Deutschland, ist es wohl schwer hier von einer Lüge zu sprechen. Wir werden immer älter und das Alter ist bekanntermaßen der größte Risikofaktor an einer Demenz zu erkranken.
Es ist allerdings keine neue Erkenntnis, dass es einige durch Studien belegte Faktoren gibt, die einen positiven Effekt auf die Entwicklung einer Demenz haben. Sport, gesunde Ernährung und Stressreduktion haben bei vielen Krankheiten einen positiven Einfluss. Aber lässt sich eine Krankheit nur mit der Änderung des Lebenswandels verhindern? Ist somit jeder Erkrankte gar selbst Schuld, wenn er diese Krankheit entwickelt? Hier werden zwei wichtige Dinge miteinander verwechselt. Verhindern lässt sich die Krankheit auf diesem Wege keineswegs, aber man kann sie natürlich in gewisser Weise kaschieren, den Krankheitsbeginn "verzögern", aber die Veränderungen im Gehirn werden trotzdem fortschreiten und unfehlbar in der Demenz münden. Dennoch ist ein gesunder Lebenswandel sicherlich zuträglich, aber nicht mit einer Prävention oder gar Heilung zu verwechseln.

Ist Alzheimer also ein unvermeidliches Schicksal? Das ist es sicherlich nicht, allerdings hat jeder von uns die Anlage diese Krankheit zu entwickeln, denn jeder produziert das giftige, Alzheimer auslösende  Amyloid und das sein Leben lang. Nun sollen diese Forschungsergebnisse nicht von Pharmaindustrie oder ehrgeizigen Wissenschaftlern genutzt werden, um den Menschen Angst zu machen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben: Die bis jetzt gesammelten Ergebnisse weisen darauf hin, dass wir mit präventiven Maßnahmen viel früher anfangen müssen. Es braucht dringend gute und sichere Nachweisverfahren, die uns eher erkennen lassen, wer ein erhöhtes Risiko hat die Krankheit zu entwickeln, um dann gezielt entgegen zu wirken. Alzheimer alleine durch richtigen Lebenswandel zu verhindern, ist doch ein zu schöner Wunschtraum und wird sicherlich den 1,2 Millionen Betroffenen in Deutschland nicht gerecht. Im Gegenteil, der Autor schadet mit seiner Abhandlung den Betroffenen und deren Familien, da er völlig falsche Hoffnung weckt.  Solche Behauptungen eigenen sich gut für pseudowissenschaftliche Abhandlungen, die aber bei genauerem Hinschauen nur der Eitelkeit des Autors dienen. Man kann Herrn Nehls nur wünschen, dass er selbst niemals vor einem unheilbar kranken Alzheimerpatienten in seiner Familie steht (oder gar selbst erkrankt). Dann würde auch er sich ein wirksames Medikament wünschen - wie wir alle!

Prof. Dr. Dr. hc. Christian Haass
(Textfassung Stephanie May)

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