08_2016 "Mögliche neue positive Funktion von Amyloid-Beta-Eiweiß?"


Möglicherweise neue positive Funktion von Amyloid-Beta-Eiweiß gefunden: Ist es Teil eines primitiven Immunsystems?


Es ist bekannt, dass eine verstärkte Bildung und/oder ein schlechter Abbau des sogenannten Amyloid-Beta-Eiweiß (Aß) zur Verklumpung und damit zur Entstehung der sogenannten Alzheimer Plaques führen kann. Unklar war bisher jedoch, warum sich diese Amyloid Plaques überhaupt bilden.
US-Wissenschaftlern( http://stm.sciencemag.org/content/8/340/340ra72 ) ist es nun gelungen, eine möglicherweise schützende Wirkung von Aß für das Gehirn zu finden.

Die Behauptung, dass die Bildung von Aß eine Reaktion des Gehirns zum Schutz gegen eine Infektion durch Pilze, Viren und Bakterien sein könnte, wurde durch mehrere Hinweise unterstützt:

  1. durch die hohe Übereinstimmung der Sequenz von Aß bei alle Arten
  2. durch die Ähnlichkeit des Amyloid-Vorläufer-Protein (APP) mit antimikrobiellen Peptiden (AMP), die Teile eines primitiven Immunsystems sind
  3. durch die schützende Wirkung von synthetischem Aß gegen Viren in kultivierten Zellen.

Die Alzheimer Krankheit, die die häufigste Art der Demenz darstellt, ist eng mit dem Alter verknüpft. Etwa ab dem 50. Lebensjahr können vereinzelte Fälle auftreten. Von den 65- bis 69-Jährigen ist bereits jeder Hundertste betroffen, unter den 80- bis 84-Jährigen ist es schon jeder Siebte und von den über 90-Jährigen leidet jeder Dritte an Alzheimer. (www.alzheimer.de)

Im Alter nimmt die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke zu und dadurch können Pilze, Viren und Bakterien leichter in das Gehirn eindringen. Das Gehirn reagiert mit erhöhter Bildung von Amyloid-Plaques, um diese Fremdkörper zu binden. Diese Einschlüsse oder auch "Fallen" können normalerweise wieder entfernt werden, jedoch wird es mit dem Alter immer schwieriger. Dadurch könnten Infektionen im Alter zur erhöhten Bildung von Amyloid-Plaques führen und somit Alzheimer verursachen.

Aufgrund dieser Vermutung injizierten die Forscher verschiedenen Mäusen Bakterien ins Gehirn, die Hirnhautentzündung verursachen. Dafür wurden Mäuse verwendet, die genetisch verändert worden sind, um eine höhere Menge an Aß herzustellen. Zudem wurden auch Mäuse mit Bakterien infiziert, welche kein Aß produzierten und normale Mäuse, welche als Kontrolle verwendet wurden.

Die längste Zeit lebten, wie vermutet, die Mäuse mit der großen Menge an Aß im Gehirn. Die Mäuse ohne Aß dagegen lebten am kürzesten im Vergleich zu normalen Mäusen. Aus diesen Beobachtungen lässt sich schließen, dass Aß eine antibiotische Wirkung im Gehirn haben könnte.

Weiterhin testeten die Forscher eine Infektion von Pilzsporen (Candida) an einem weiteren Tiermodel, dem Fadenwurm C. Elegans. Auch hier konnte eine bessere Widerstandsfähigkeit im Zusammenhang mit erhöhter Aß-Menge festgestellt werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Aß ein natürliches Antibiotikum sein könnte, dass das Gehirn gegen Infektionen schützt. Durch die Anhäufung von Aß werden "Fallen" gebildet, die die krankheitserregenden Stoffe binden und dabei helfen könnten, sie zu beseitigen. Unklar bleibt jedoch der direkte Zusammenhang zwischen Infektionen und der Alzheimer Krankheit. Interessant und wichtig wäre daher, die Identifizierung von mikrobiellen Organismen (Pilze, Viren und Bakterien) in Gehirnen von Alzheimer Patienten, um diese Pathogene als mögliche Ursache bestimmen zu können.

Textzusammenfassung Alice Sülzen

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